Freizeitpark als Blinder alleine besuchen? Der Test: Blind durch den Skyline Park

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Blind im Freizeitpark - Skyline Park Test
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Kann man als Blinder in Deutschland Freizeitparks alleine uneingeschränkt nutzen? Dieser Frage wollte Christian Ohrens, blinder Web- und Videoblogger aus Hamburg, genauer nachgehen. Parkerlebnis hat ihn bei seinem Besuch im Skyline Park mit versteckter Kamera begleitet.

Als Christian bei Freizeitparks und Attraktionen bezüglich einer Nutzung durch blinde Menschen nachfragte, erhielt er in den meisten Fällen die Antwort, dass eine Nutzung nur in Begleitung einer sehenden Person möglich sei. Begründet wurde dies mit einem gern genommenen Sicherheitsaspekt. Anders war es beim Skyline Park, welcher in seiner Antwort die Unterstützung des Aufsichtspersonals zusicherte – etwas, das es zu testen galt.

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Christian machte sich aus Hamburg auf den Weg nach Bad Wörishofen zum Allgäu Skyline Park. Die ganze Zeit über im Freizeitpark wurde er quasi incognito von uns – mit Kamera ausgerüstet – begleitet. Wir beobachteten die Reaktionen der Leute und vor allem die des Personals. Würde der Park sein Versprechen halten?

Die Anreise zum Park geschah mit dem Zug. Von München bzw. Augsburg aus ist der Park recht gut zu erreichen, der Bahnhof Rammingen liegt ca. 10 bis 15 Gehminuten vom Park entfernt. Allerdings begegnen einem auf dem Feldweg eher weniger Passanten, sodass man als Blinder am besten direkt am Bahnsteig jemanden nach dem richtigen Weg fragen sollte.

Christian Ohrens im Skyline Park

Christian Ohrens vor dem Sky Shot im Skyline Park.

Blind im Freizeitpark – ein Erfahrungsbericht

Die erste Überraschung gab es sogleich beim Einlass. Ohne große Nachfragen bezüglich Begleitung und ohne irgendwelche Bedenken oder Bedingungen zu äußern, wurde Christian von der Kassiererin eingelassen. Rollstuhlfahrer und Blinde erhalten im Skyline Park kostenfreien Eintritt.

Der Park erstreckt sich über ein recht weitläufiges Gelände; zum Teil muss man etwas längere Strecken zwischen einzelnen Fahrattraktionen zurücklegen.
An diesem Sonntag war nicht viel los. Dies bedeutete zwar, dass Christian an den einzelnen Stationen nicht lange anstehen musste, jedoch bedeutete es auch, dass sich nicht viele Leute auf den Wegen aufhielten, die er hätte um Hilfe bitten können. Im lief in den meisten Fällen aber immer jemand über den Weg oder stolperte über seinen Blindenstock, den er fragen konnte. Und falls nicht, waren ja noch wir als Begleiter incognito zur Stelle; wir griffen aber nur dann ins Geschehen ein, wenn es wirklich notwendig war.

Ausnahmslos alle getesteten Attraktionen konnte Christian ohne Begleitung nutzen. Es gab keinerlei Einschränkungen hinsichtlich vorhandener Sicherheitsbestimmungen etc., die eine Nutzung untersagt hätten. Bei (fast) allen Fahrgeschäften war immer jemand vom Personal zur Stelle und half beim Ein- bzw. Aussteigen, beim Anlegen des Gurtes oder beim Auffinden der zurückgelassenen Sachen wie Rucksack oder Blindenstock. Die Hilfsbereitschaft war somit überall gegeben, es mangelte jedoch manchmal nur ein wenig an Sprachkenntnissen, was aber auch kein all zu großes Hindernis darstellte, denn schließlich waren ja noch andere Besucher vor Ort, die in so einem Fall weiterhelfen konnten. Denn wo sehenden Besuchern auch mit einem Handzeichen zu verstehen gegeben werden kann, was zu tun ist, sind Blinde wirklich aufs Sprechen angewiesen.

An den Attraktionen ist Christian öfters mal gefragt worden, ob er mit oder ohne Begleitung unterwegs sei. Dies diente jedoch, so sein Empfinden, lediglich dazu, um herauszufinden, ob er vom Personal Hilfe benötigte oder, ob jemand dabei wäre, der ihm hätte behilflich sein können. Dass keine Begleitung dabei war, war aber nie ein Problem gewesen und führte auch zu keinerlei Diskussionen, weder bei den eher harmloseren Fahrgeschäften (wie z. B. Skyline Express) noch bei den rasanteren Fahrgeschäften (Sky Wheel, Sky Circle oder dem Sky Shot).

Beim Sky Rafting sowie bei der Wildwasserbahn ergriffen jeweils andere Besucher die Initiative, so dass hier das Personal gar nicht erst zum Zuge kam. Jedoch meint Christian, von seinen Erfahrungen ausgehend, dass es auch bei diesen Fahrattraktionen keinerlei Probleme gegeben hätte – auch wenn das Ein- und Aussteigen aus den Gondeln zügig vonstatten gehen und man manchmal den richtigen Augenblick abpassen musste.

Ein paar abschließende Worte von Christian:

„Ich bin es eigentlich schon gewohnt, dass man mich mit Blicken verfolgt, wenn nicht sogar anstarrt. Dies geschieht vor allem dann, wenn ich Dinge tue, die aus Sehenden-Sicht eher untypisch für einen Blinden sind. Und so wollte ich von meinen Verfolgern auch wissen, wie denn die anderen Parkgäste reagiert hatten, wenn ich sie um Hilfe bat oder einfach auch nur, wenn wir uns quasi über den Weg liefen und gemeinsam an einem Fahrgeschäft in der Schlange standen. Angestarrt hätte mich niemand, die Leute hätten eher lockerer reagiert. Dies bestätigte auch meinen Eindruck. Denn immer, wenn ich jemanden um Hilfe bat oder eine Frage hatte, bekam ich auch sogleich die angeforderte Hilfe, ohne dass die angesprochenen Gäste irgendwie komisch reagierten.

Kann ich als Blinder einen Freizeitpark ohne Einschränkungen besuchen und, vor allem, auch nutzen? Für den Allgäu Skyline Park kann ich diese Frage mit gutem Gewissen mit einem ‚Ja‘ beantworten.“

Hinweis: Der Skyline Park wurde vorab nicht über unseren gemeinsamen Besuch oder Dreharbeiten informiert. Nach unserem Besuch erfragten wir vom Skyline Park die Genehmigung zur Veröffentlichung des Videomaterials und konnten unseren Bericht ohne Einschränkung veröffentlichen.

Christians Blog: http://christian-ohrens.de/wordpress/
Christian auf YouTube: https://www.youtube.com/user/christianohrens

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