Freizeit-Land Geiselwind – Bayerns stärkstes Stück Freizeit, auch für einen Blinden? Ein Erfahrungsbericht

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Freizeit-Land Geiselwind als Blinder - Test von Christian Ohrens
Bildquelle: Thomas Frank, Parkerlebnis.de
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Kann man das Freizeit-Land Geiselwind als Blinder alleine besuchen? Der Test: Ohne sehende Begleitung in „Bayerns stärkstem Stück Freizeit“. Ein Erfahrungsbericht von Christian Ohrens.

Freizeitparks als Blinder, ohne sehende Begleitung, zu nutzen ist – zumindest hier in Deutschland – nach unseren bisherigen Freizeitpark-Tests nicht immer uneingeschränkt möglich. Häufig schreiben Freizeitparks eine Begleitung vor oder verbieten Blinden grundsätzlich eine Mitfahrt und hindern sie so am Vergnügen an Achterbahn und Co.

Wie verhält es sich im Freizeit-Land Geiselwind, dem nach eigenen Angaben „stärksten Stück Freizeit“ in Bayern? Bei unseren Vorerkundigungen wurde uns hier mitgeteilt, dass der Nutzung der Fahrgeschäfte durch blinde Parkbesucher, auch ohne Begleitung, nichts im Wege stünde. Etwas, das es zu testen galt!

Siehe auch: Warum Christian Ohrens Freizeitparks als Blinder testet – Interview

Das Freizeit-Land hatte ich vor rund zwanzig Jahren schon einmal besucht gehabt, hier allerdings in Begleitung meiner Eltern. Da ich mich noch recht gut an diesen Besuch erinnern konnte, war ich sehr gespannt, was sich alles in all den Jahren verändert hat.

Anreise zum Freizeit-Land Geiselwind mit öffentlichen Verkehrsmitteln

Das Freizeit-Land Geiselwind ist mit dem öffentlichen Nahverkehr gut bis sehr gut zu erreichen. Entweder ab Kitzingen mit dem Bus mit Umstieg in Wiesentheid direkt zum Freizeit-Land, oder ab Bamberg mit dem Bus mit Umstieg in Ebrach bis Geiselwind, Abzw. Röhrensee. Wer letztere Verbindung wählt, erreicht den Park nach neunminütigem Fußweg.

Einlass als Blinder ins Freizeit-Land Geiselwind

Am Parkeingang angekommen, kaufte ich mir an der Kasse mein Ticket für den Park und erhielt auch noch einige erste Infos, wo ich in der näheren Umgebung welche Attraktion finden könne. Dass ich ohne sehende Begleitung unterwegs war, wurde hier nicht groß thematisiert.

Orientierung als Blinder im Freizeit-Land Geiselwind

Im Gegensatz zum zuvor getesteten Bayern Park, verlief dieser Besuch etwas erfolgreicher, was das Testszenario anbelangt. Denn an diesem Sonntag waren, trotz des wechselhaften Wetters, einige Besucher im Park unterwegs.

Eine Orientierung mit Hilfe des Personals oder anderer Gäste ist sehr gut machbar. Oftmals liegen nämlich die verschiedenen Fahrgeschäfte nicht weit voneinander entfernt, so dass man durchaus auch das Aufsichtspersonal bitten kann, einem die grobe Richtung zur nächsten Attraktion zu zeigen. Falls dies mal nicht klappte, halfen andere Parkbesucher bereitwillig weiter.

Ferner ist die musikalische Begleitung beziehungsweise Untermalung vieler Attraktionen bei der Orientierung sehr hilfreich. Vor allem der Freifallturm und der Break Dance waren sehr gut durch die laufende Musik auffindbar.

Attraktionen im Freizeit-Land Geiselwind als Blinder alleine nutzen – Der Test

    "T-Rex Tower" im Freizeit-Land Geiselwind

    Umgeben von Dinosauriern fällt der „T-Rex Tower“ in die Tiefe. (Foto: Thomas Frank, Parkerlebnis.de)

  • T-Rex Tower (Vertikalfahrt):

    Erste Station war der T-Rex Tower (bis 2002 als „Shot’n’Drop“ des Frankfurter Schaustellers Roie unterwegs), eine 56 Meter hohe Vertikalfahrt mit Abschuss und Fall. Besonderheit dieser Attraktion ist, dass man nicht nur, wie bei den meisten Freifalltürmen, den freien Fall erlebt, sondern auch das eine oder andere Mal in die Luft geschossen wird. Beim Turm angelangt, halfen mir zunächst andere Gäste, später die Aufsicht, beim Betreten bzw. Verlassen der Attraktion.

  • "Boomerang" im Freizeit-Land Geiselwind

    „Boomerang“ befördert Fahrgäste vor- und rückwärts durch den Looping. (Foto: Thomas Frank, Parkerlebnis.de)

  • Boomerang (Vekoma Boomerang-Achterbahn):

    Ein besonderes Fahrerlebnis bietet diese Achterbahn, die ihrem Namen alle Ehre macht. Völlig unvoreingenommen und somit auch unvorbereitet ging ich an diese Fahrt heran und war über den Fahrtablauf etwas überrascht: Nachdem man die Strecke vorwärts gefahren ist, geht es, samt Loopings, im gleichen Tempo rückwärts wieder zurück. In einigen Parks hätten dem Personal die Haare zu Berge gestanden, hätte ich erwähnt, dass mir der Fahrtablauf unbekannt sei. Denn genau darin liegen oftmals die Begründungen, warum ein Blinder eine Begleitung haben sollte. Hier verlief der gesamte Ablauf wieder vollkommen problemlos. Nachdem ich mir von anderen Besuchern den Eingang zur Bahn hatte zeigen lassen, wurde ich am Einstieg von einem Operator in Empfang genommen. Er begleitete mich zu einem freien Wagen und zeigte mir am Ende auch wieder den Weg aus der Bahnanlage heraus.

  • "Break Dance" im Freizeit-Land Geiselwind

    „Break Dance“, ein Klassiker, auch im Freizeit-Land Geiselwind. (Foto: Thomas Frank, Parkerlebnis.de)

  • Break Dance ( HUSS Breakdance):
    Ein typisches Kirmesfahrgeschäft, auch mit entsprechender, musikalischer Begleitung, stand als nächstes auf dem Plan. Wo es auf der Kirmes jedoch zumeist hoch her geht und binnen weniger Sekunden die freien Gondeln besetzt werden, ging es hier etwas ruhiger zu. Die Aufsicht half mir, eine freie Gondel zu finden und brachte mich am Ende der Fahrt auch wieder von der Plattform runter und zeigte mir den Weg zur nächsten Attraktion.
  • "Shuttle" im Freizeit-Land Geiselwind

    Eine Art Schaukelschiff, das kopfüber Fährt, ist das „Shuttle“. (Foto: Thomas Frank, Parkerlebnis.de)

  • Shuttle (HUSS Ranger):
    Bei diesem Fahrgeschäft kam es zu einem kleinen Rückschlag. Ein anderer Gast hatte mir den Weg zum Eingang gezeigt, jedoch machte der Operator kaum Anstalten, mir zu helfen. Eher im Gegenteil. Er bedeutete dem Gast, mir den Einstieg zu zeigen, obwohl dieser ihm zu verstehen gab, dass er gar nicht mitfahren wolle und mir lediglich den Eingang gezeigt hatte. Vielleicht waren auch Sprachbarrieren ein wenig hinderlich, denn auch ich hatte am Ende versucht, mit dem Operator noch einmal ins Gespräch zu kommen, jedoch ohne Erfolg. Dennoch, eine Nutzung des Fahrgeschäfts kam zustande.
  • "Enterprise" im Freizeit-Land Geiselwind

    Bei „Enterprise“ kann man erleben, was Zentrifugalkraft bewirkt. (Foto: Thomas Frank, Parkerlebnis.de)

  • Enterprise (HUSS Enterprise):
    Noch ein Fahrgeschäft mit Weltraum-Thematik. Das besondere an diesem Überschlag-Fahrgeschäft ist jedoch, dass man den Looping nicht merkt und die Fahrt somit eher harmlos wirkt. Andere Besucher sowie das Personal waren mir auch bei dieser Attraktion wieder behilflich und sorgten für einen unbeschwerten Fahrspaß.
  • "Ikarus" im Freizeit-Land Geiselwind

    „Ikarus“ ist eines der höchsten Fahrgeschäfte im Freizeit-Land Geiselwind. (Foto: Thomas Frank, Parkerlebnis.de)

  • Ikarus (HUSS Condor):
    Hoch hinaus ging es mit diesem, eher ruhigeren, Fahrgeschäft, bei dessen Nutzung es ebenfalls keinerlei Probleme oder Diskussionen gab. Denn auch hier zeigten mir die Mitarbeiter eine freie Gondel bzw. holten mich nach Fahrtende wieder ab.
  • "Blauer Enzian" im Freizeit-Land Geiselwind

    Ein Achterbahn-Klassiker – der „Blaue Enzian“ (Foto: Thomas Frank, Parkerlebnis.de)

  • Blauer Enzian (MACK Powered Coaster):
    Nostalgie und Kindheitserinnerungen lassen grüßen, denn an dieses Fahrgeschäft konnte ich mich noch erinnern. Nur als Erwachsener sind die Wagen doch etwas klein. Nichts desto trotz wollte ich hiermit eine Runde drehen; das Personal stand beim Betreten der Anlage auch prompt zur Seite, um mir einen freien Platz zu zeigen.
  • "Blauer Enzian" im Freizeit-Land Geiselwind

    Ein Achterbahn-Klassiker – der „Blaue Enzian“ (Foto: Thomas Frank, Parkerlebnis.de)

  • Wildwasserbahn:
    Trotz des wechselhaften Wetters war die Wildwasserbahn an diesem Tag mehr als gut besucht. Ich wunderte mich zudem, warum sich viele der anstehenden Besucher eine Art Regenponcho kauften – nach Fahrtende hatte ich es bitter bereut, es den anderen nicht gleich getan zu haben, denn ich glaube, so nass, wie bei dieser Wildwasserfahrt, bin ich bislang noch bei keinem vergleichbaren Fahrgeschäft geworden! Ein- und Ausstieg aus dem Boot klappte hervorragend. Eine größere Gruppe, die vor mir in der Warteschlange stand, nahm mich unter ihre Fittiche und begleitete mich, völlig durchnässt, am Ende der Fahrt auch wieder nach draußen.

Fazit: Test bestanden!

Der Slogan „Bayerns stärkstes Stück Freizeit“ trifft, was die Nutzbarkeit der Fahrattraktionen durch blinde Besucher anbelangt, voll und ganz zu. Die von mir getesteten Attraktionen konnten uneingeschränkt, das heißt auch ohne große Diskussionen und Probleme, genutzt werden. Lediglich einmal kam es aufgrund von Sprachbarrieren zu kleineren „Problemen“, was wir aber nicht zu negativ werten wollen.

Wir sagen auch an dieser Stelle wieder „herzlichen Glückwunsch“ zum sehr guten Testergebnis!

Nach diesem sehr erfolgreichen Test stellte sich mir jedoch die Frage: Ist Freizeitpark-Nutzung eine Frage des Bundeslandes? Freizeit-Land Geiselwind ist bereits der dritte Freizeitpark in Bayern, in dem eine uneingeschränkte Nutzung der Fahrattraktionen (mit Ausnahme von Bob- und Sommerrodelbahnen) möglich war und dies, ohne dass ich dabei groß gegen vorherrschende Sicherheitsbestimmungen und –Regelung verstieß. Um ähnliche Aussagen für andere Bundesländer treffen zu können, sind weitere Tests nötig. Wir schauen daher mit Spannung auf Tests, die folgen werden.

Bisherige Testberichte in der Übersicht:

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