In der neuesten Folge des Podcoaster gehen Jakob Wahl vom internationalen Branchenverband IAAPA und Friedhelm Freiherr von Landsberg-Velen vom deutschen Freizeitparkverband VFDU auf Konzepte und Einschränkungen bei der Öffnung von Freizeitparks in der Coronakrise ein.
Die Coronavirus-Pandemie stellt die gesamte Tourismusbranche mitsamt der zahlreichen Freizeit- und Vergnügungsparks zurzeit vor bisher unbekannte Herausforderungen. Während weiterhin nicht absehbar ist, wann die Betriebe wieder ihre Tore öffnen können, geht es indessen vor allem darum, wie sie schließlich eröffnen. Deswegen haben Hans und Basti vom Freizeitpark-Podcoast Podcoaster, der in Kooperation mit Parkerlebnis.de entsteht, einnmal bei Verbänden und Freizeitparks nachgehakt.
In einer Sonderausgabe des Podcasts kommen unter anderem Friedhelm Freiherr von Landsberg-Velen, Präsident des Verbandes Deutscher Freizeitparks und Freizeitunternehmen e.V., kurz VDFU, und Jakob Wahl vom internationalen Branchenverband IAAPA zu Wort und erklären, in welcher Form Freizeitparks in naher Zukunft wieder öffnen könnten.
Von Landsberg-Velen ist der Meinung, dass Freizeitparks bereits viele Grundvoraussetzungen für eine Eröffnung mit Einschränkungen erfüllen. „Freizeitparks sind ja geschlossene Anlagen auf einer relativ großen Fläche. Wir sind etwas anderes als eine Fußgängerzone oder ein Volksfest, wo ja alles auf einem sehr engen Bereich und mit freiem Zugang stattfindet. Der Freizeitpark ist ein eingezäunter Bereich mit einem kontrollierten Eingang, wo man in der Regel einen Eintritt zahlen muss. […] Überall dort, wo dementsprechend Ansammlungen sind, das heißt Warteschlangen für Fahrgeschäfte, für den Eingangsbereich oder Ähnliches, kann durch Markierungen, Abstandshalter und ähnliche Hinweise der Gast darauf hingewiesen werden, Abstand zu halten. Durch den Platz, den wir im Park haben, ist es auch möglich, dass dieser Abstand eingehalten wird“, erklärt er in der aktuellen Podcast-Folge.
Jakob Wahl, Vizepräsident und Exekutivdirektor für Europa, Afrika und dem Nahen Osten bei der IAAPA, pflichtet dem VDFU-Präsidenten bei und ergänzt: „Wir können über verschiedene Arten und Weisen die Besucherströme steuern und so sicherstellen, dass es nicht zu Menschenansammlungen kommt, wie das vielleicht bei anderen Orten der Fall ist.“
Alle nationalen Freizeitpark-Verbände und Freizeitparks würden laut Wahl bereits an Operating Procedures arbeiten, um sicherzustellen, dass in Zukunft sowohl für Gäste als auch für Mitarbeiter ein risikofreier Tag in einem Freizeitbetrieb gewährleistet werden kann. „Da gibt es die verschiedensten Möglichkeiten, die diskutiert werden“, so Jakob Wahl.
Konkret gehe man unter anderem davon aus, dass Parkgästen vorerst keine Shows und Paraden mehr geboten werden können. „Wir gehen zum großen Teil davon aus, dass in Freizeitparks Veranstaltungen oder Shows, sei es im Freien oder in einem geschlossenen Raum, nicht stattfinden werden – analog dazu, dass ja auch erstmal Theater, Konzerte und Großveranstaltungen nicht stattfinden dürfen, die ja zum Teil auch manchmal von Freizeitparks angeboten werden, bis hin zu einer Parade durch den Park“, so von Landsberg-Velen.
Laut Jakob Wahl müssten außerdem für die Wartebereiche von Fahrgeschäften Lösungen gefunden werden: „Der Virus springt nicht nur von vorne nach hinten, sondern auch zur Seite und das ist dann natürlich bei solchen Warteschlangen eher schwierig. Aber ich bin zuversichtlich, dass da eine Lösung gefunden wird. […] Ich glaube, auch da sind die Parks soweit fit und durchdacht, dass das in Zukunft kein Grund zur Sorge sein sollte.“
Bei der IAAPA arbeite man in verschiedenen Gremien bereits an der Ausarbeitung von Konzepten. „Und wir haben auch tatsächlich einen Virologen unter Vertrag genommen, der uns dabei hilft, diese Richtlinien zu erstellen“, sagt Wahl. Auch der Arbeitskreis des VDFU ist unterdessen damit beschäftigt, einen ausfürhlichen Leitfaden zu erstellen, der bereits Ende nächster Woche fertiggestellt und in naher Zukunft auch der Politik vorgelegt werden soll.
Die Erwartungen der Industrie an die Politik sind hoch, denn für viele Parkbetreiber steht die gesamte Existenz auf dem Spiel. „Der Betrieb eines Parks oder diesen so entsprechend vorzubereiten, hat einen sehr hohen Anteil an Fixkosten und derzeit sind die Einnahmen bei null, das muss jedem klar sein“, betont Jakob Wahl in der aktuellen Podcast-Folge.
Dass Freizeitparks auf nachhaltige Lösungen setzen müssen, um in ähnlichen Situationen besser vorbereitet zu sein, liegt für Wahl auf der Hand. „Ich glaube, das ist eine gewisse Lernkurve für die gesamte Menschheit. Insofern werden wir in Zukunft auf sowas alle gemeinsam besser vorbereitet sein. […] Das wird natürlich Auswirkungen auf die gesamte Tourismusbranche inklusive der Freizeitparks haben.“ Um diese Lösungen kollektiv und effektiv zu erarbeiten, herrsche ein wahnsinniger Zusammenhalt und Austausch in der Branche.
Wie hoch der Andrang auf die Freizeitparks nach einer Wiedereröffnung sein könnte, ist noch nicht abschätzbar. Ein Problem könnten jedoch Grenzschließungen und die eingeschränkte Reisefreiheit darstellen. „Wir gehen einmal davon aus, dass wir wahrscheinlich mit begrenzten Besucherzahlen anfangen dürfen. Und als zweites können wir auch davon ausgehen, dass viele Deutsche, die ihren Urlaub im Ausland storniert haben und jetzt in Deutschland sind, auch in Deutschland was unternehmen wollen und dadurch der Besuchsdruck von Deutschen auch höher sein wird“, beruhigt von Landsberg-Velen vom VDFU.
Weitere Gesprächspartner im Podcast sind Thomas Wagner vom ebenfalls von der Krise betroffenen Unternehmen VR Coaster und Kristof Brantusa, der mehrere Attraktionen auf dem Wiener Prater betreibt. Zudem geht es in der aktuellen Folge um die Meinung von Gesundheitsminister Jens Spahn sowie die Kommunikationspolitik der Parkbetreiber.
Der Podcast kann über den oben eingebundenen Player oder über gängige Streaming-Dienste wie Spotify und iTunes gehört werden. Über den direkt bei Podcoaster verfügbaren RSS-Feed ist auch der Abruf über andere Apps und Programme möglich.
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