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Belantis – AbenteuerReich auch für einen Blinden? Ein Erfahrungsbericht

Bildquelle: Parkerlebnis.de

Kann man den Freizeitpark Belantis als Blinder alleine besuchen? Der Test: Ohne sehende Begleitung in dem selbsternannten "AbenteuerReich" bei Leipzig. Ein Erfahrungsbericht von Christian Ohrens.
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Als Blinder allein, ohne sehende Begleitung, einen Freizeitpark und vor allen die sich in ihm befindenden Attraktionen zu nutzen – das ist, nach unseren bisherigen Tests, nicht immer ein einfaches Unterfangen. Denn oftmals ist eine Nutzung der Fahrgeschäfte nur mit vorhandener sehender Begleitung möglich, wenn überhaupt. Dieses Mal galt es Belantis in Leipzig zu testen.

Dieser Test war viel versprechend, denn in unserer Vorrecherche teilte man uns letztes Jahr bereits mit, dass eine Nutzung der Attraktionen durch blinde Parkgäste keinerlei Probleme darstelle und das Personal gerne helfend zur Seite stünde. Eine Aussage, die es zu testen galt, denn schon einmal konnten wir uns nicht auf die Ergebnisse aus der Vorrecherche verlassen, da ein Park zwischenzeitlich seine Sicherheitsbestimmungen hinsichtlich der Parknutzung durch Menschen mit Handikap geändert hatte.

Zu Beginn des Tests war ich allein, das heißt ohne Beobachter im Hintergrund, unterwegs. Parkerlebnis-Redakteur Thomas stieß später zum Test dazu.

Anreise zu Belantis mit öffentlichen Verkehrsmitteln

Belantis liegt etwa 20 Kilometer außerhalb von Leipzig und ist, während der Saison, durchgängig mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen: Vom Hauptbahnhof aus entweder mit der Erfurter Bahn (EB/EBX) oder der Straßenbahnlinie 3 bis Knauthain. Von dort verkehrt einmal die Stunde der Bus Nr. 118, welcher die Besucher direkt bis vor die Schlossmauern fährt. Wer mit dem Taxi vom Hauptbahnhof aus zu Belantis anreist, zahlt ungefähr 42 Euro.

Einlass als Blinder bei Belantis: die erste große Überraschung

Mit einer Toptemperatur von 38°C versprach der Tag sehr heiß zu werden. Daher verwunderte es ein wenig, dass recht wenig Andrang vor der Kasse herrschte. Daher kam ich ich nach sehr kurzer Wartezeit an die Reihe und erhielt, ohne große (unnötige) Nachfragen oder Einwände mein Ticket – blinde Menschen erhalten bei Belantis freien Eintritt.

Kurz vor der Kartenkontrolle wurde ich bereits von einem Mitarbeiter des Parks angesprochen, ob ich am Anfang etwas Hilfe bei der Orientierung benötige; man würde schauen, ob man mir jemanden zur Seite stellen könne. Dieses Angebot nahm ich dankend an und erlebte somit die erste, positive Überraschung an diesem Testtag.

Nach kurzem Warten hinter der Kartenkontrolle erschien meine Begleitung, welche mich in der ersten Hälfte meines Testlaufs durch den Park und zu den einzelnen Fahrattraktionen begleitete. Jedoch verließ mich meine Begleitung kurz vor Ende der ersten Runde durch den Park, da sie eigentlich für andere Aufgaben eingeteilt war und mir nur eine erste Orientierungshilfe hätte geben sollen. Ich lief somit von da an alleine durch den Park und fragte mich durch. Das ist allerdings nicht negativ zu werten. Allein schon die Bereitschaft, einem blinden Gast einen kleinen Überblick über die Parkanlage und die Attraktionen zu verschaffen, ist etwas, das ich in dieser Form noch in keinem Park erleben durfte und alles andere als selbstverständlich ist.

Tipp von einer Mitarbeiterin: Sollte eine Begleitung gewünscht sein, soll man seinen Besuch ankündigen. Gerade, wenn sich mehr Besucher im Park aufhalten, könne sich der Park so noch besser auf den Besuch einstellen.

Orientierung als Blinder in Belantis

Die Parkanlage ist sehr weitläufig. Wer sich jedoch auf Abwegen befindet, kann sich immer an der Musik orientieren, die aus in Steinen versteckten Boxen zu hören ist, welche am Rand der Hauptwege aufgestellt sind. Und nicht nur das: Je nach Themenbereich ändert sich auch die Musik. Wer einen französischen Chanson hört, der befindet sich etwa in der Nähe des Marktplatzes, welcher sich auch durch Kopfsteinpflaster gut von den anderen Wegen unterscheidet.
Da sich weniger Besucher als erwartet im Park aufhielten, war es jedoch teilweise etwas schwieriger, sich von Fahrgeschäft zu Fahrgeschäft zu orientieren. Ich brauchte etwas Geduld, bis ich auf jemand traf, der mir weiterhelfen konnte. Das ist natürlich kein Negativpunkt für Belantis selbst, sollte jedoch bei einem Alleingang berücksichtigt werden.

Was die Orientierung an den einzelnen Fahrgeschäften anbelangt, so setzt sich das Konzept der etwas weitläufigeren Wege auch hier fort. Die Wege zu den Eingängen der jeweiligen Attraktionen sind oftmals etwas länger, dafür sind aber auch die Queue Lines der Wartebereiche selbst häufig kürzer.

Attraktionen in Belantis als Blinder alleine nutzen – Der Test

Aufgrund der verhältnismäßig wenigen Parkbesucher an diesem Tag musste man an den einzelnen Attraktionen kaum bis überhaupt nicht anstehen und konnte sogar mehrmals hintereinander fahren, ohne auszusteigen und sich erneut anstellen zu müssen. Da ich einige der Fahrgeschäfte zweimal aufsuchte (meist einmal mit und einmal ohne Begleitung), fasse ich die Kommentare zu den einzelnen Fahrgeschäften jeweils zusammen.

Fazit nach dem Test als Blinder in Belantis: Herzlichen Glückwunsch!

Kann man in Deutschland als Blinder einen Freizeitpark und die sich in ihm befindenden Attraktionen uneingeschränkt, auch ohne sehende Begleitung, nutzen? Nach Ende des Tests in Belantis kann ich wieder einmal sagen: Ja, man kann!

Gemeinsam mit dem Allgäu Skyline Park gehört Belantis in Leipzig bislang zu den einzigen von uns getesteten Parks, welche einem blinden Parkbesucher, ohne große Diskussionen um Begleitung und/oder Sicherheitsvorschriften, eine wirklich uneingeschränkte Nutzung ihrer Attraktionen gestatten. Belantis konnte die bisherigen positiven Erfahrungen sogar noch übertreffen. Das vorbildliche Verhalten des Personals, die enorme Hilfsbereitschaft, die scheinbar nicht vorhandenen Berührungsängste gegenüber Menschen mit Handikap und die Möglichkeit der eigenen Entscheidung, wann und ob der blinde Besucher Hilfe benötigt, sind etwas, das bislang in deutschen Parks seinesgleichen sucht und für andere Parks Vorbildcharakter haben sollte.

Auch wenn Kritiker und Pessimisten dem Park teilweise wieder Fahrlässigkeit oder Verantwortungslosigkeit unterstellen könnten, weil man mich im zweiten Teil des Tests hat alleine losziehen lassen, so ist das Verhalten des Personals doch genau das, was wir uns für blinde Besucher wünschen und mit unseren Tests schlussendlich auch erreichen wollen. Denn dieses Verhalten ist gelebte Inklusion und Teilhabe am öffentlichen Leben, so, wie man sie sich nur wünschen kann.
Wir sagen daher Herzlichen Glückwunsch, Belantis – Test mit Bravur bestanden!

Ein Erfahrungsbericht von Christian Ohrens, freier Journalist und blinder Web- und Videoblogger aus Hamburg. Weiter Informationen zu Christian erhaltet ihr auf seiner Homepage und auf seinem YouTube-Kanal.

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BELANTIS

Foto: BELANTIS

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