Flamingo-Küken im Zoo Osnabrück: Handaufzucht erkundet das Gehege

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Flamingo-Handaufzucht - Zoo Osnabrück
Bildquelle: Zoo Osnabrück, Lisa Josef
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Am 21. Juli 2016 schlüpfte ein Flamingo-Küken im Osnabrücker Zoo. Nach den ersten Monaten in Ruhe hinter den Kulissen lebt die mittlerweile drei Monate alte Handaufzucht im Flamingo-Haus. Dort hat das Jungtier noch einen separaten Bereich, wird jedoch in den nächsten Wochen zu der Gruppe gelassen und somit auch für Besucher zu sehen sein.

„Fussel“, wie er liebevoll von seinen Tierpflegern genannt wird, ist mittlerweile ein prächtiger kleiner – wenn auch noch recht grauer – Flamingo. Nach rund 30 Tagen in der Brutmaschine erblickte das Küken am 21. Juli 2016 das Licht der Welt. „Das Schlüpfen hat es auch fast ganz alleine geschafft. Da musste ich wirklich nur ein bisschen nachhelfen“, erzählte Andreas Wulftange, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Zoo und Ziehvater des Flamingo-Nachwuchses bei der gestrigen Vorstellung seines Zöglings.

Nach dem Schlüpfen ist vor dem Füttern

„Vier- bis fünfmal täglich haben wir Fussel in den ersten paar Wochen gefüttert“, beschrieb Andreas Wulftange seine Aufgabe als Ziehvater. Die Aufzucht von Flamingos war bis vor ein paar Jahren noch sehr schwierig, weil die Jungtiere in der ersten Zeit nach der Geburt eine Kropfmilch – eine Art Muttermilch – von den Eltern bekommen, die für die Küken unverzichtbar ist. Vor ein paar Jahren haben Forscher jedoch ein Ersatz für diese Kropfmilch entdeckt: Da sie zu einem großen Teil aus Proteinen und Fett besteht, eignet sich Eigelb als gute Alternative. „Das Eigelb haben wir in Pulverform bekommen und mit Wasser vermischt, sodass eine milchähnliche Konsistenz entstand. Pro Fütterung hat Fussel anfangs noch die Menge von ungefähr zwei Eigelben bekommen, mittlerweile reduzieren wir den Anteil des Eigelbs und füttern normale Flamingo-Pellets zu, die die erwachsenen Flamingos auch bekommen“, erklärte Wulftange. Die Pellets, die aus einem Gemisch aus diversen Pflanzenarten, Fischmehl, Sojaöl, Vitaminen und Mineralstoffen bestehen, scheinen Fussel auch schon sehr gut zu schmecken. Aber nicht nur die Fütterung stellte für die Tierpfleger und Andreas Wulftange eine organisatorische Herausforderung dar. „Jeder, der ein bisschen Zeit entbehren konnte, schnappte sich den Kleinen und ging mit ihm eine Runde auf einer Wiese bei den früheren Vogelvolieren spazieren“, erzählte Wulftange. Die tägliche Bewegung dient nicht nur dem Knochen- und Muskelaufbau, sie ist auch für die Ausbildung der Gelenke sehr wichtig. Außerdem begünstigen die natürlichen UV-Strahlen wesentlich die allgemeine körperliche Entwicklung des Jungtieres.

Noch unbekanntes Geschlecht

Der Name „Fussel“ passt nicht nur wegen seines noch sehr weichen Daunenkleides zu dem Flamingo-Jungtier: Noch kann nämlich kein Geschlecht bestimmt werden, wie Andreas Wulftange weiter erläuterte: „Das Geschlecht des Jungtieres können wir erst anhand eines DNA-Tests in ein paar Wochen bestimmen. Äußerlich sehen weibliche und männliche Flamingos ziemlich gleich aus.“ Zurzeit hat der Nachwuchs einen abgetrennten Bereich im Flamingo-Haus, bald wird er jedoch zum Schwarm dazu stoßen und auch draußen für die Besucher zu sehen sein. „Bei der Zusammenführung mit dem Schwarm, die grundsätzlich relativ unproblematisch verläuft, kann es anfangs noch etwas gröber zwischen den Flamingos zugehen. Der Zuwachs muss sich erst noch in der Gruppe behaupten und seinen Platz finden. Wie das oftmals bei Tieren zu beobachten ist, gehen sie nicht besonders zimperlich miteinander um“, erklärte Wulftange. Damit die Einführung aber so gut wie möglich gelingt, können die Tiere jetzt schon miteinander durch das Abtrenngitter Kontakt aufnehmen. Sie sehen und hören sich, sodass beide Seiten schrittweise aneinander gewöhnt werden.

Hintergrund der Handaufzucht ist, die Eier und später die Jungtiere vor natürlichen Fressfeinden wie Madern zu schützen. Da der Osnabrücker Zoo ein Waldzoo ist, leben hier nicht nur die Zootiere, sondern auch wilde Tiere. Viele Gehege können nicht vollständig von der Umwelt abgeschottet werden, es lässt sich daher nicht gänzlich vermeiden, dass diese Wildtiere hin und wieder in ein Gehege eindringen und Eier oder kleine Jungtiere erbeuten.

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