Zooschule Osnabrück feiert 40-jähriges Bestehen

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Zoo Schule Osnabrück 40 Jahre
Bildquelle: Zoo Osnabrück, Lisa Josef
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Im Jubiläumsjahr zum 80. Geburtstag des Zoo Osnabrück feiert auch die Zooschule einen runden Geburtstag: Seit 40 Jahren bringen die Osnabrücker Zoopädagogen Schülern und Besuchern die Tierwelt näher.

Erholung, Bildung, Artenschutz und Forschung – das sind die vom Verband der Zoologischen Gärten e.V. definierten Aufgaben von Zoos. Seit mittlerweile 40 Jahren lernen Kinder und Erwachsene im Osnabrücker Zoo, welche Jagdstrategien Fleischfresser haben, wie Tiere untereinander kommunizieren oder welche Tiere in sozialen Gruppen leben. Rund 20 Zoopädagogen führen jährlich etwa 15.000 Schüler durch den Zoo, bieten Führungen zu Kindergeburtstagen und bei Großveranstaltungen an und kommentieren in den Ferien und an den Wochenenden in der Saison Fütterungen und andere Aktionen bei den Tieren. Sie wissen, welches Tier im Osnabrücker Zoo am ältesten ist (die Seychellen Riesenschildkröten mit über 100 Jahren), wie viel Elefant Luka wiegt (knapp 6 Tonnen) oder was Erdmännchen am liebsten fressen (Mehlwürmer) und geben dieses Wissen gerne weiter.

Bildung ist eine der wichtigsten Zooaufgaben

„Bildung ist eine der wichtigsten Aufgaben von Zoos. Nur wer seine Umwelt kennt und begreift, kann sie schützen – und Arten- sowie Naturschutz ist ja ein besonderes Anliegen aller Zoos“, so Zoopräsident Reinhard Sliwka. „Viele Tierarten sind inzwischen vom Aussterben bedroht und das hat mit unserem Lebensstil zu tun. Daher bin ich den Pädagogen besonders dankbar für ihre wichtige Arbeit, die die Besucher über die Zusammenhänge aufklärt und Verhaltensänderungen erreichen kann“. In den letzten 40 Jahren habe sich dabei eine Menge verändert, so Sliwka weiter. Die anfänglichen Zoolehrwege unter der Federführung von Klaus Hinrichs von der Universität Osnabrück und Unterrichtseinheiten im Unterrichtsraum entwickelten sich weiter zu Führungen mit ganz unterschiedlichen Themen, kommentierten Fütterungen oder Beschäftigungsaktionen für die Tiere und verschiedenen Umweltbildungsprojekten. Folgende Projekte sind dabei besonders hervorzuheben, wie Sliwka berichtet: „Natürlich der ‚Unterirdische Zoo‘, der mit Wissensstationen über das Thema Lebensraum Boden informiert, dann ‚Klimatopia‘, unsere Dauerausstellung zum Klimawandel, sowie ‚Affenstarke Regenwaldbotschafter‘. Hier bilden wir Kinder zu Botschaftern aus, die sich für den Regenwald einsetzen“, berichtete Sliwka. Bei diesen Projekten unterstützte unter anderem die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU). Ein weiteres wichtiges Projekt: „Deutsch lernen im Zoo“. „Dank der Stiftung Stahlwerk Georgsmarienhütte werden seit mehreren Jahren Grundschüler mit Sprachlernbedarf an die deutsche Sprache herangeführt. Sie lernen spielerisch mithilfe Zootiere neue Worte und bereiten den Zoobesuch in der Schule nach“, so Sliwka.

Erste Stunde mit Boa Constrictor

Am 11. September 1976 fand die erste Zooschulunterrichtsstunde im Osnabrücker Zoo statt. Zoopädagogin Helga Rademacher erinnert sich noch genau: „Es war sehr spannend, denn ich hatte eine lebende Boa constrictor mit im Unterrichtsraum. Zum Glück verhielt sie sich vorbildlich“. Die Biologielehrerin leitete zuvor bei sich zuhause eine Töpfergruppe. Die entstandenen Tontiere sorgten bei Zoopräsident Herbert Sprado für Begeisterung. Dieser fragte Rademacher daraufhin, ob sie ein paar Stunden in der Zooschule unterrichten wolle. „So hat eins das andere ergeben und ich habe den Unterricht und die Organisation der Zooschule übernommen – ohne die große Unterstützung der Tierpfleger hätte ich das aber nicht geschafft“, erinnert sie sich. Sie entwickelte einen Ansatz in der Zoopädagogik, nach dem Schüler Tiere zuerst ausführlich beobachten, dann mit geschlossenen Augen nachzeichnen und anschließend künstlerisch umsetzen zu lassen. Dieser Ansatz fand weltweit Beachtung. „Ich bin durch die Zooschul-Arbeit viel durch die Welt gereist und habe Vorträge über unsere Arbeit gehalten. Der Zoo hat mein Leben verändert. Die Menschen, Tiere und die Zooschule haben mich nachhaltig geprägt – und ich sie hoffentlich auch“. In Osnabrück könne sie kaum unerkannt durch die Stadt gehen, erzählt Rademacher. „Viele Töpferarbeiten, die damalige Schüler bei mir gemacht haben, existieren noch – dabei sind viele davon schon 30, 40 Jahre alt. Und egal ob Anwalt, Journalist oder Apotheker – von vielen Osnabrückern werde ich noch auf der Straße auf den Zooschulunterricht oder die Zoo-AG angesprochen. Mich freut, dass die Zooschule in den Köpfen geblieben ist.“ Das Konzept der Zooschule erhielt in Deutschland 1960 mit dem Zoo Frankfurt Einzug. Mittlerweile haben sich die Zoopädagogen in einem deutschsprachigen Zoopädagogenverband organisiert, der sich regelmäßig zu Tagungen trifft.

Zoopädagogik hat viele Gesichter

Ebenfalls bereits lange im Bereich der Zoopädagogik tätig ist Biologin Birgit Strunk. Seit 27 Jahren vermittelt sie Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen Tierwissen: „Heute nehmen pro Jahr rund 15.000 Schüler am Zooschulunterricht teil – trotzdem ist die Zooschule nur eines von vielen Standbeinen der Zoopädagogik. Genau diese Vielfältigkeit macht für mich den besonderen Reiz meiner Arbeit aus.“ Strunk ist neben dem „Sprechenden Zoo“, also der Kommentierung von Fütterungen und anderen Aktionen für alle Besucher, auch seit einiger Zeit zuständig für die Texte auf den Gehegeschildern und stellt Informationen über die Zootiere für die anderen Zoopädagogen zusammen. „Seit einigen Jahren haben wir ein Pädagogen-Team mit sehr wenig Fluktuation – das ist bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass der Zooschulbereich von drei festangestellten Zoopädagoginnen und 18 Kollegen auf Honorarbasis abgedeckt wird. Alle gehen ihrer Aufgabe mit großem Engagement nach, weil sich alle für Tiere begeistern – das ist wohl eine Grundvoraussetzung für diesen Job.“ Ob ein Zoopädagogen seinen Job gut gemacht hat, könne er ganz einfach feststellen, erklärt die Zoopädagogin mit einem Augenzwinkern. „Denn mein Motto lautet: Ein Zoopädagoge hat dafür zu sorgen, dass Besucher schlauer aus dem Zoo gehen, als sie gekommen sind.“

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